WELTKULTURERBE ÖSTERREICH



Wiener Altstadt

Welterbe Österreich:
Altstadt von Salzburg
Schloss u. Park von Schönbrunn
Kulturlandschaft Hallstatt-Dachstein
Semmeringbahn mit umgebender Landschaft
Altstadt von Graz
Kulturlandschaft Wachau
Historisches Zentrum von Wien
Kulturlandschaft Neusiedler See
Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen
Man mag darüber trefflich streiten, doch für viele Besucher ist die ehemalige Residenzstadt der Habsburgerkaiser und heutige österreichische Hauptstadt eines der schönsten Stadtdenkmäler Europas. Kein Wunder also, dass die UNESCO das historische Zentrum zwischen Belvedere, Stadtpark, Franz-Josef-Kai, Rathaus und Rathausplatz, Wiener Hofburg und Karlsplatz zum Erbe der Menschheit erklärte. Nicht zu übersehen ist im Stadtzentrum der aus dem 14. Jahrhundert stammende Stephansdom mit seinem 136,7 Meter hohen Turm. Repräsentativ ist die Bebauung des Josefplatzes, Heldenplatzes und Maria-Theresien-Platzes. Nur einige der wichtigen Baudenkmäler sind an dieser Stelle zu erwähnen: die Hofburg, zwischen Gotik und Ringstraßenstil anzusiedeln, und mit 2 600 Räumen und 19 Höfen Ausdruck eines baulichen Gigantismus, außerdem die im Stil der Renaissance im 19. Jahrhundert erbaute Neue Burg und schließlich das Naturhistorische und das Kunsthistorische Museum. Bei Wien fällt dem einen oder anderen die Sacher-Torte ein, die bisher ebenso wenig wie die Linzer Torte als Welterbe anerkannt wurde. Doch Wien ohne seine berühmten Kaffeehäuser ist kaum denkbar. Außerdem besitzt Wien Meisterwerke der Baukunst des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts, so Otto Wagners Stadtbahnpavillon (1894-98) am Karlsplatz, Josef Maria Olbrichs Secession (1897/98) in der Friedrichstraße oder Adolf Loos’ Jugendstil-WC (1904).

Schloss und Garten Schönbrunn

Wer von Wien redet, mag zwar vom Prater und vom Zentralfriedhof oder einem Beisl schwärmen, doch um das spätbarocke Schloss Schönbrunn als eine Wiener Institution kommt niemand herum. Das barocke Schloss, nach Entwürfen von Johann Bernhard Fischer von Erlach und Nicolaus Pacassi erbaut, öffnet für den Besucher beinahe 1500 Räume, darunter das Vieux-Laque-Zimmer, das Napoleon-Zimmer und das Gedenkzimmer des Herzogs von Reichsstadt, zudem das Porzellanzimmer und das Miniaturenkabinett sowie schließlich das Millionenzimmer mit persischen Miniaturmalereien des 16. und 17. Jh., auf denen Szenen aus dem höfischen Leben des indischen Mogulreiches zu sehen sind. Das Millionenzimmer ist der Kaiserin Maria Theresia zu verdanken, die es 1773 einrichten ließ.  Umgeben ist die prächtige Schlossanlage, die als ein höfisches Gesamtkunstwerk anzusehen ist, vom Park Schönbrunn mit seinem Neptunbrunnen, der Obeliskenkaskade und der Gloriette. Die Parkanlage, in der 300000 Pflanzen jedes Jahr neu gesetzt werden, ist im Stil eines französischen Garten gehalten. Eine besondere Attraktion ist nicht nur das Palmenhaus, sondern auch der 1752 gegründete Tierpark. Missstimmung gab es jüngst um das Welterbe Schloss Schönbrunn, waren doch Anfang 2008 an Masten montierte Halbschalen zu Werbezwecken angebracht worden, die so gar nicht in das Gesamtbild der Schlossanlage passen.

Kulturlandschaft Neusiedler See/Fertötó

Dass Natur  grenzenlos ist, bezeugt der grenzüberschreitende Steppennationalpark Neusiedler See/Fertötó, der mitten in Europa Österreich und Ungarn miteinander verbindet. Trockenrasen, Feuchtflächen, Salzwiesen und ausgedehnte Schilfgürtel sind die Lebensräume für eine vielfältige Vogel- und Pflanzenwelt. Gefiederte Gäste wie Mariskensänger, Schilfrohrsänger, Teichrohrsänger, Bartmeise und Wasserralle sowie Rohrschwirl, außerdem Zwergseeschwalbe, Säbelschnäbler und Flussregenpfeifer finden hier Brutreviere oder Rast- und Überwinterungsplätze. Dass der Mensch nicht ausgeklammert werden soll, sondern Zugang zur Natur erhalten soll, unterstreichen fünf Zonen, in denen der Steppennationalpark auf  ausgewiesenen Wegen zu erleben ist. Zu den einzigartigen Naturräumen der Region zählen die Zitzmannsdorfer Wiesen, der Untere Stinkersee, die Lange Lacke und die Zicklacke. Nicht vergessen werden darf der Hinweis, dass der Schilfgürtel, der den flachen Neusiedler See umgibt, der größte seiner Art in Mitteleuropa ist. Auf den seenahen Wiesen grasen Ungarische Graurinder und Weiße Esel, während Neuntöter und Schwarzkehlchen am Neusiedler See auf Insektenjagd gehen. Mit ein wenig Glück und viel Geduld kann man am Neusiedler See den größten Vogel Europas beobachten, die mittlerweile selten gewordene Großtrappe.

Kulturlandschaft Hallstatt-Dachstein / Salzkammergut

Kaum zu glauben, aber einst bedeckte ein Meer die „Höhen“ des Dachsteins. Fossilierte Schnecken, Muscheln und Korallen, die man auf dem Plateau findet, sind ein eindeutiger Beleg dafür. Erst durch eine über Jahrmillionen andauernde Auffaltung des Gebirges erhob sich der Dachstein in seine jetzige Höhe auf fast 3000 Meter. Noch eine weitere Besiedlungsspur ist in der Region nachweisbar, die so genannte Hallstattkultur, die sich im Wesentlichen auf den Salzabbau gründet – und allein das macht die Region zu einem Erbe der Menschheit. Die Hallstätter Bergleute verstanden es bereits früh, mit Eisenwerkzeug das harte Gestein zu brechen und das kostbare Salz nach Süden zu verkaufen. Zugleich mit dem Salzabbau entwickelte sich die Almwirtschaft der Dachsteinregion, deren Bedeutung der Habsburger Erzherzog Johann auf seiner 1834 unternommenen Dachsteinwanderung erkannte und schriftlich niederlegte. Eine besondere Entdeckung machte Johann Georg Ramsauer 1846, als er in Hallstatt auf ein prähistorisches Gräberfeld stieß, das aus 980 Gräbern bestand. Ans Tageslicht wurden fast 20000 Funde gebracht, die ein beinah geschlossenes Bild der Hallstattzeit erlauben.

Altstadt von Salzburg

Das eindrucksvolle Stadtbild eines einstigen kirchlichen Stadtstaates war es wohl, was zur Anerkennung als Weltkulturerbe führte. Auch die Bedeutung der Musik und des berühmten Sohnes der Stadt, Wolfgang Amadeus Mozart, wird ins Feld geführt, um den Titel Weltkulturerbe für Salzburg zu rechtfertigen. Dass nun wie in anderen Städten auch das Alte nicht immer alt sein muss, weiß jeder, der sich mit Stadtentwicklung der letzten fünf Jahrzehnte beschäftigt. Fassadismus heißt das Zauberwort, und davon gibt es auch in Salzburg das eine oder andere Beispiel. Doch es gibt daneben tatsächlich auch Ur-Barockes wie im Falle des Salzburger Doms. Dank des Altstadtgesetzes wurde dem Fassadismus allerdings ein Riegel vorgeschoben. Doch der Allgegenwart von Mozart – und nicht nur in Gestalt von Mozartkugeln – konnte bisher kein Einhalt geboten werden. „Mozart forever“ scheint das Marketingkonzept schlechthin – und es funktioniert. Einem anderen Sohn der Stadt, dem Schriftsteller Georg Trakl, scheint man weniger Aufmerksamkeit zu schenken. War daran dessen Schwermut schuld, die so gar nicht zur Beschwingtheit der Mozart-Stadt passt?

Der Name der Stadt verrät, dass lange Zeit nicht Musik der Exportschlager war, sondern Salz, das bereits knapp zwei Jahrtausende vor unserer Zeitrechnung aus dem Felsen gebrochen wurde. Als geistiges Zentrum der Region gilt die Stadt seit dem 8. Jahrhundert. Zu dieser Zeit wurde Salzburg als Sitz eines Erzbischofs ausersehen. Zu den beachtenswerten Bauwerken der Stadt gehören die Kollegien- und die gotisch-romanische Franziskanerkirche, aber auch die 1077 begonnene Festung Hohensalzburg hoch über der Altstadt. Seinen Ausbau erfuhr dieses Bollwerk der Macht unter Erzbischof Leonhard von Keutschach im ausgehenden 15. und frühen 16. Jahrhundert. Berühmt sind die Felsenreitschule und die Pferdeschwemme. Wenn, wie jedes Jahr, die Salzburger Festspiele begangen werden, strömen Opern- und Klassikliebhaber in die Stadt. Traditionell wird in dieser Zeit auf dem Domplatz  auch der „Jedermann“ aufgeführt.

Kulturlandschaft Wachau

Zwischen dem 1305 zur Stadt erhobenen Krems und Stift Melk liegen Orte wie Schönbühel-Aggsbach, Spitz und Weißenkirchen, aber auch die  Ruine und das Dorf Aggstein, die Ruine Dürnstein und das 1083 gegründete Stift Göttweig. Umgeben sind diese Orte von bewaldeten Felshängen, tiefen Taleinschnitten, Auwäldern, den mit Rebstöcken bewachsene Terrassen und ausgedehnten Obstgärten – eine überaus reizvolle Kulturlandschaft. Diese umfasst zudem einen etwa 36 Kilometer langen Abschnitt des Donautales. Funde wie die berühmte „Venus von Willendorf” (um 27 000 v. Chr.) belegen die lang andauernde Besiedlung an der Donau. Glücklicherweise ist diese Landschaft von schweren Eingriffen verschont geblieben, da sie seit 1955 als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen ist. Daher ist es bis heute möglich, in dieser Gegend den fast ausgerotteten Apollofalter und die prächtige Smaragdeidechse zu finden. Und dass die Wachau auch spirituelle und geistige Zentren besitzt, zeigt beispielhaft die Geschichte des Stifts Melk: Seit dem 12. Jahrhundert wurden in der Bibliothek wertvolle Handschriften gesammelt und angefertigt; im 15. Jahrhundert gingen von hier die bedeutendsten mittelalterlichen Klosterreformen aus, und heute drücken 800 Gymnasiasten im Stift die Schulbank.

Semmeringbahn mit umgebender Landschaft

Neben dem so genannten Toy Train, der Himalaya-Gebirgsbahn nach Darjeeling, und der Nilgiri-Bergbahn – beide in Indien verkehrend – ist die Semmeringbahn als Eisenbahnverbindung für würdig befunden worden, auf die Liste des Welterbes zu erscheinen. Bei der Semmeringbahn kann man wie auch bei den beiden anderen Eisenbahnverbindungen von Sternstunden der Ingenieurskunst sprechen. Auf 41 Kilometer Strecke sind 16 Viadukte und 129 Brücken vorhanden, ohne die ein Streckenbau im Gebirge gar nicht denkbar gewesen wäre. Die zu erstellenden Kunstbauten wurden aus Ziegeln errichtet. Dazu benötigte man die unvorstellbare Menge von 64,5 Millionen Ziegeln. Die Semmeringbahn hat es auch zu literarischer Berühmtheit gebracht, erscheint sie doch in Stefan Zweigs „Brennendes Geheimnis“ und Karl Kraus’ „Die letzten Tage der Menschheit“. Bereits 1803 reisten der preußische Baumeister Karl Friedrich Schinkel und der Schriftsteller Johann Gottfried Seume zum Semmering. Doch erst Jahrzehnte später wurde zwischen 1848 und 1854 eine Eisenbahnstrecke zum Semmering gebaut. Vater dieses Unternehmens war Karl Ghega. Mit dem Bau der Bahnlinie wurde auch eine neue Sommerfrische erschlossen, so dass der Bau der Bahn Hotelbauten wie das luxuriöse Südbahnhotel zur Folge hatte.

Altstadt von Graz

Barock und Moderne geben sich an der Mur ein Stelldichein. Auf dem Schlossberg gibt der Uhrturm die Zeit vor, während die Besucher durch Laubengänge und Arkadenhöfe bummeln. In beschwingtem Barock erhebt sich am rechten Murufer die Mariahilferkirche. Nebenan bewahrt das Diözesanmuseum steirische Kirchenschätze. Nur Schritte entfernt setzt sich das 21. Jahrhundert sein architektonisches Denkmal: das neue Kunsthaus zwischen Eisernem Haus und Palais Thienfeld. Zu den wichtigen sakralen Baudenkmälern der Stadt gehört die Franziskanerkirche, die sich einst in die Stadtmauer einfügte, daher auch die „schiefe Stellung“ des Baus. Prächtige Palais erwarten den Besucher in der Sackstraße, darunter das barocke Palais Attems mit beeindruckenden floralen Stuckarbeiten im monumentalen Treppenhaus und mythologischen Deckengemälden in den Sälen der Obergeschosse. Gegenüber steht der Palais Khuenburg – Geburtsort des in Sarajevo ermordeten Thronfolgers Franz Ferdinand. Zu entdecken gibt es in der Altstadt die Reste der Burg – hier ist vor allem die gotische Doppelwendeltreppe besonders sehenswert –, den Dom und das Mausoleum, ganz abgesehen von der Stadtpfarrkirche zum hl. Blut, in deren Buntglasfenster man unter den Peinigern Christi auch Hitler und Mussolini antrifft. Das Landhaus mit seinem Arkadenhof und das frühbarocke Ständische Zeughaus gehören zu den besonders sehenswerten Zeugnissen der Grazer Baugeschichte und verraten den Einfluss italienischer Baumeister.

Nicht genug damit, dass die Altstadt wegen ihrer einmaligen Dachlandschaft und ihres reichen Architekturerbes auf der Welterbeliste steht, jetzt soll auch das am Rande der Stadt gelegene Schloss Eggenberg zum Welterbe ernannt werden. Bereits dreimal ist die Anerkennung jedoch gescheitert, zuletzt an Formfehlern bei der Einreichung und aufgrund der zeitgleichen Aufregung um einen Dachausbau auf einem Grazer Innenstadtkaufhaus. Die UNESCO drohte sogar mit einer Aberkennung des Weltkulturerbe-Titels für die Grazer Altstadt, sollten die Ausbaupläne nicht überarbeitet werden. Das ist nunmehr geschehen. So kann man in der Murstadt von einer Kulturerbe-Achse vom Hauptplatz bis zum Schloss Eggenberg im Westen der Stadt träumen. Ob sich der Traum verwirklichen wird, muss die Zukunft zeigen.

Ferdinand Dupuis-Panther



 


Welterbe Österreich im Detail:

Altstadt von Salzburg (K/1996)

Schloss und Park von Schönbrunn (K/1996)

Kulturlandschaft Hallstatt-Dachstein / Salzkammergut (K/1997)

Semmeringbahn mit umgebender Landschaft (K/1998)

Altstadt von Graz (K/1999)

Kulturlandschaft Wachau (K/2000)

Historisches Zentrum von Wien (K/2001)

Kulturlandschaft Neusiedler See (K//2001)

Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen (K//2011)


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