WELTKULTURERBE NEUSEELAND
IM DETAIL



Naturschutzgebiet Te Wahipounamu mit Nationalparks
Westland / Mount Cook und Fjordland

Welterbe Neuseeland:
Naturschutzgebiet Te Wahipounamu mit Nationalparks Westland / Mount Cook und Fjordland
Nationalpark Tongariro
Subantarktische Inseln
Das Land des Wassers – und das ist der Südwesten Neuseelands  – ist in seinen geologischen Ausprägungen mit Norwegen durchaus zu vergleichen, wenn auch eine andere Vegetation, vor allem aus Scheinbuchen, vorherrscht. Wie in Norwegen auch scheinen die Felsen aus dem Wasser zu wachsen.

Ein kleiner Quälgeist der Fjorde

Bereits die ersten Seehundfänger, die an die Gestade von Fjordland kamen, sowie Forschungsreisende und Goldsucher hatten wenig Sinn für die Naturschönheiten, zumal sie sich mit Te Namu auseinander setzen mussten. Hinter diesem Maorinamen verbirgt sich ein kleiner Blutsauger, allgemein als Sandfly (wiss. Austrosimulium undulatum) bekannt. Auch der englische Entdecker Captain James Cook machte bei einem Aufenthalt 1770 so seine Erfahrungen mit den Quälgeistern Fjordlands. Er notierte : „ … sie sind im Übermaß vorhanden, lästige Gesellen, die alles übertreffen, was ich bisher erlebt habe. Wenn sie beißen, verursachen sie eine Schwellung und einen kaum zu ertragenden Juckreiz.“ Auch heute kommen Wanderer und Kayakfahrer in Fjordland nicht um die Begegnungen mit den kleinen Mücken herum. Manch einer fühlt sich angesichts der quälenden Begleiter zum Poeten berufen wie Douglas Lockhardt, der in einem Hüttenbuch die nachstehenden Zeilen hinterließ: „Sandflies – I sat up all night/think of schemes/ the extinction of sandflies/was my ultimate dream …“ und an anderer Stelle: „I encouraged the spiders/to spin giant webs/to catch the little bastards/ and kill them all dead …“ Doch all diese Verse sind vergebene Liebesmühe gewesen. Dass es sich bei den kleinen Quälgeistern – ihr deutscher Name ist Kriebelmücke –  um eine Rache der Maori handelt, mag derjenige meinen, der die Legende von Tanes Tochter, Hine-nui-te-po und Te Namu kennt. Die Göttin der Dunkelheit, so heißt bei den Maori die Tochter Tanes, wollte das wunderschöne Fjordland für sich behalten und niemandem den Zugang zu den Fjorden und Bergwäldern sowie Bergseen und alpinen Matten erlauben. So rief sie Te Namu zu Hilfe, um alle Eindringlinge fernzuhalten. Doch das gelang, wie wir wissen nicht wie erwünscht.

Captain Cook und Georg Forster – die ersten Weißen im Land des Wassers

Im März 1770 erreichte James Cook mit seiner Expedition den heutigen Dusky Sound, ohne allerdings an Land zu gehen. Das geschah erst drei Jahre später nach einer Seefahrt von 123 Tagen. Mit Cook an Bord war auch der deutsche Naturforscher Georg Forster, der mit folgenden Worten die ersten Eindrücke vom Dusky Sound festhielt: „ Gegen neun Uhr glitt unser Schiff unter vollem Segel in den Pickersgill Harbour und wir ankerten anschließend nahe eines kleinen Flusses. Das Ufer war zum Greifen nahe, so dass es mit wenigen ausgelegten Planken zu erreichen war. … Wir begannen zu roden,  um Platz für eine eilig zusammengebaute Schmiede zu haben. Sie diente dazu wichtige Schiffsteile zu reparieren. Außerdem waren wir froh, Zelte für die Segelmacher, Schmiede und Bootsbauer errichten zu können, die alle damit beschäftigt waren die „Resolution“ auszubessern.“  Ohne Cooks Aufzeichnungen über den großen Bestand an Robben wären mehr als zwei Jahrzehnte später wohl kaum Robbenfänger von Bord der „Britannia“ gegangen, die unter dem Kommando von William Raven stand. Innerhalb von zehn Monaten wurden 4500 Roben erlegt. Das war aber erst der Anfang des blutigen Abschlachtens der Robben. Diese Zeiten sind nun längst vorbei und so konnte sich auf Big Solander Island die größte Robbenkolonie im Südteil des Landes ausbreiten.

Für Gipfelstürmer und Naturfreunde

Heute ist die Landschaft im südlichen Zipfel Neuseelands dank zahlreicher Nationalparks wie dem Fjordland-, dem Mt.-Aspiring- und dem Westland-Nationalpark vor Eingriffen weitgehend geschützt, wenn auch Begehrlichkeiten nach selektivem Holzeinschlag immer wieder auftreten. Für Gipfelstürmer hält die Region gleich 28 Berge mit Höhen über 3000 Meter bereit. Auch Mount Cook, der eine staatliche Höhe von 3764 Meter aufweist, ist Ziel zahlreicher Alpinisten. Unruhig ist die Erde auch hier, wenn auch vulkanische Aktivitäten mit Lava und Ascheregen nicht zu verzeichnen sind, sondern immer wieder auftretende heftige Erdbeben.  Nicht nur Bergsteiger verschlägt es in die neuseeländischen Südalpen, sondern auch Wanderer, die auf berühmten Wanderwegen wie dem Routeburn und dem Milford Track die einzigartige alpine und subalpine Landschaft erleben möchten. Dabei müssen sie allerdings mit Regen an bis zu 200 Tagen im Jahr rechnen. Angesichts der häufigen Regenfälle kursieren unter Fjordlandbesuchern folgende Zeilen: „It rained and it rained and rained and rained/The average fall was well maintained/ And when the tracks were simply bogs/It started raining cats and dogs …“

Ein kleiner Laufvogel und eine flugunfähige Ralle

Selten dürfte die Begegnung mit der vom Aussterben bedrohten Takahe sein, einer flugunfähigen heimischen Rallenart mit tiefblauem und grünem Federkleid. Häufig jedoch trifft man auf  Keas, eine überaus neugierige, neuseeländische Papageienart, vor der weder Schnürsenkel, abgestellte Rucksäcke noch gar Autos sicher sind. Alles muss der Grüngefiederte unter die Lupe nehmen. Scheu vor Menschen kennt er dabei nicht. Des Nachts mag man vielleicht den Ruf „ki-wi“ und „ki-ki“ von Großen Fleckenkiwis vernehmen. Neben diesen ist Fjordland auch der Lebensraum für Neuseelandtauchente und Australische Löffelente sowie Dickschnabelpinguine.

Nur wirklich gut durchtrainierte Bergwanderer werden Mount Cook bezwingen können, der erstmals 1882 erklommen wurde. 15 bis 18 Stunden dauert allein der Aufstieg von der Plateau Hut zum Gipfel. Die meisten Besucher werden sich wohl mit dem Anblick des stolzen Bergriesen und des 27 Kilometer langen Tasman-Gletschers vom Terminal Lake aus zufrieden geben. Die so genannte Bischofsmütze am Milford Sound ist ein weiteres Ziel, das ungezählte Besucher Fjordlands ansteuern. Gelassen nehmen dort Australische Seebären ihr Sonnenbad, während Ausflugsschiffe vorbeischippern.

Wer zu Fuß unterwegs ist – und zumeist ist dies die einzige Form der Fortbewegung –, wird von den Regenwäldern gemäßigter Klimazonen beeindruckt sein. Lianen, dornenreiche Palmenarten, Paradiesvögel oder Schnabeltiere wie in den tropischen Regenwäldern Australiens gibt es hier zwar nicht, aber dafür dichte Bestände von Scheinbuchen und Steineibenarten. Hochflächen sind mit langhalmigem, tiefgelbem Tussockgras bestanden. Einzelne Hochmoore sind ebenso zu finden wie Wasserfälle, die sich – man denke an die Bowen Falls am Milford Sound – in den Fjord ergießen.

Ferdinand Dupuis-Panther



 


Welterbe Neuseeland im Detail:

Naturschutzgebiet Te Wahipounamu mit Nationalparks Westland / Mount Cook und Fjordland (N/1990)

Nationalpark Tongariro (K/N/1990; 1993 erweitert)

Subantarktische Inseln: Snares, Bounty Inseln, Antipodeninseln, Aucklandinseln und Campbell (N/1998)


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