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Nationalpark Pirin

 

Hütte Vichren im Piringebirge, Bulgarien

Hütte Vichren auf 1950 Meter
Foto: von Reneman (Eigenes Werk) [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Alte Bezeichnungen sind häufig sehr aussagekräftig. „Orbelus“ nannten die Thraker das heutige Pirin-Gebirge, was soviel bedeutet wie „eisiges Gebirge“. In der slawischen Mythologie sprach man von einem Gott namens „Perun“, der den Gipfel des höchsten Berges bewohnte und mit Donner und Blitz die Gegend regierte. Und in der Tat: 45 Gipfel überschreiten im Pirin die 2600 Meter-Marke, 7 Gipfel erreichen sogar eine Höhe von mehr als 2800 Meter, bis in den Spätsommer hinein halten sich auf den höchsten Spitzen Schneereste. So ist es kaum verwunderlich, dass die einstigen Bewohner Bulgariens diese Region mit einiger Ehrfurcht betrachteten.

Die schwer zugänglichen pyramiden- und kegelförmigen Gipfel aus Marmor und Granit weisen ein alpines Relief auf, das heute vor allem geübte Wanderer und Bergsteiger in seinen Bann zieht. Aber auch für normale Touristen ist der Nationalpark Pirin gut zugänglich. Sei es von dem Kurort Sandanski aus, der wärmsten Stadt Bulgariens, die bereits bei Thrakern und Römern ein bekannter Heilort war, oder von Bansko aus am nördlichen Fuß des Gebirges. Dieser Ort, mit seinen zahlreichen denkmalgeschützten Häusern selbst ein Kleinod, eignet sich nicht nur als Ausgangspunkt für Wanderer während der Sommermonate. Mittlerweile hat sich Bansko zum viertgrößten Wintersportzentrum des Landes entwickelt, das mit Loipen und Pisten unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade zwischen November und Mai die moderne „Eroberung“ des Pirin gestattet. 62 Objekte sind für Alpinisten freigegeben, darunter der Vichren mit seiner schwierig zu bezwingenden Wand, der mit 2915 Metern die höchste Erhebung im Nationalpark Pirin darstellt. Bei klarem Wetter ergibt sich von hier aus ein herrlicher Rundblick bis auf das Ägäische Meer. Die Gletscher, die einst die Gebirge bedeckten, haben phantasievolle Formen aus dem Gestein herausgearbeitet. Zum Erbe dieser Eispracht gehören auch die zahllosen kleineren und größeren Gletscherseen, die auf dem Grund der zahlreichen Täler zu finden sind. Unter den ca. 180 Seen befinden sich 70 größere, darunter der 12 Hektar große und bis zu 30 Meter tiefe Popowo-See. Am höchsten liegt der Gorno-Poleshansko-See (2715 Meter). Schneereste und Seen speisen zahlreiche, zum Teil reißende Flüsse und Bäche, die sich in Struma und Mesta ergießen, die beiden den Nationalpark begrenzenden Flüsse. Bisweilen eröffnen sich dem Wanderer auch malerische Ausblicke auf rauschende Wasserfälle fernab jeglicher Zivilisation. In einigen Teilen des Nationalparks sind die vielen Höhlen bemerkenswert, die zum Teil über 100 Meter in die Erde führen.

Piringebirge, Bulgarien

Foto: von Ballki (Eigenes Werk) [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Die vielfältige Waldvegetation lässt sich in drei Gürtel aufteilen: Die Vorgebirgszone bis zu einer Höhe von 1400 Meter besteht vorwiegend aus Buchen- und Tannenwäldern, die Mittelgebirgszone (1400-1800 Meter) wird von Tannen und Fichten bestimmt, während die Hochgebirgszone (bis 2200 Meter) von Kiefern, Fichten und Föhren dominiert wird. Im Naturschutzgebiet Bajuvi Dupki, Teil des Nationalparks Pirin, wachsen die außerordentlich seltenen schwarzen Kiefern (Panzerkiefern) in Felsrissen bis zu einer Höhe von 2150 Metern. Sie sind bis zu 300 Jahre alt und erreichen Höhen von 30 bis 45 Meter. Einzelne Exemplare sind sogar über 500 Jahre alt. In anderen Teilen blieben kleine Wälder mit 250 bis 300 Jahre alten Rumelischen Kiefern erhalten. Einzelne Bäume erreichen hier eine Höhe von 45 Metern und einen Durchmesser von über 2 Metern. Oberhalb des Waldgürtels wachsen zahlreiche Farne, Krokusse und Enzian sowie die nur im Pirin vorkommende Mauerraute. Bisweilen gibt es auch blühendes Pirin-Edelweiß zu entdecken.

Hier oben sind auch Gemsen zuhause, die jedoch ebenso wie mehrere seltene geschützte Vogelarten – darunter Steinadler, Mauerläufer, Turmfalke und Alpenkrähe – von den meisten Besuchern nicht entdeckt werden können. Das gilt auch für das Großwild, das hier in begrenzter Stückzahl lebt, für Braunbären und Wölfe, Iltis und Marder.





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