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Altstadt von Nessebar

 

Nessebar, Bulgarien

Der Kontrast könnte größer kaum sein. Vom Sonnenstrand aus, das mit über 100 Hotels und mehr als 25 000 Betten und seinem kilometerlangen Sandstrand zu den beliebtesten Badeorten Bulgariens zählt, ist Nessebar mit bloßem Auge gut zu erkennen. Bequem ist es mit dem Fahrrad von hier aus zu erreichen, doch der kurze Weg bedeutet gleichzeitig ein Eintauchen in eine andere Welt. Nessebar, das nur durch einen schmalen, 400 Meter langen Damm mit dem Festland verbunden ist, präsentiert sich als ein einzigartiges Freiluftmuseum bulgarischer Geschichte auf engstem Raum. Knapp 850 Meter lang und 300 Meter breit ist die Halbinsel, die sich bequem zu Fuß durchstreifen lässt. Zwar hat auch hier der Massentourismus seine deutlichen Spuren hinterlassen, Verkaufsstände, Restaurants und Cafes machen deutlich, dass die Bewohner an den Besucherströmen teilhaben möchten. Dennoch: Jeder Schritt durch die engen Gassen, die für den touristischen Autoverkehr gesperrt sind, konfrontiert den Besucher mit einem neuen Kapitel bulgarischer Historie.

Steinerne Zeugen griechischer Vorherrschaft liegen dicht neben sehenswerten Holz- und Steinbauten des 18. und 19. Jahrhunderts. Bereits am einzigen Zugang zur Halbinsel imponieren Reste mächtiger Mauern und Türme, die in Teilen einen Zeitabschnitt vom 5. Jh. v. Chr. bis ins 14. Jh. umfassen. Die Befestigungswälle der Griechen wurden von den Byzantinern verstärkt und erweitert, teilweise erreichten die Mauern eine Stärke von 4 Metern. Die gut befestigte Stadt bot über lange Zeit sicheren Schutz, beste Voraussetzung für ihr wirtschaftliches Gedeihen. Es waren griechische Siedler gewesen, die im 5. Jh. v. Chr. die ehemals thrakische Siedlung zu einem blühenden Gemeinwesen entwickelten, das damals den Namen Mesambria trug. Wie zahlreiche Funde und historische Quellen belegen, spielte die Stadt eine wichtige Mittlerrolle zwischen der griechischen Welt und den thrakischen Stämmen des Hinterlandes, die Handelsbeziehungen reichten bis Kleinasien und Ägypten. Der kampflosen Übernahme der Stadt durch die Römer ist es zu verdanken, dass die Spuren des Hellenismus bis heute erhalten blieben.

Nessebar, Bulgarien

Beinahe während der gesamten Stadtgeschichte spielte Nessebar eine bedeutende militärische und vor allem handelspolitische Rolle in dieser Region. Es vermittelte im Balkan- und Schwarzmeerhandel und verfügte über eine mächtige Kriegs- und Handelsflotte. Die wechselnde Zugehörige Nessebars zu Byzanz und Bulgarien während des Mittelalters fügte ihrer wirtschaftlichen Macht keinen Schaden zu, von der heute im wesentlichen die zahlreichen Reste von Kirchenbauten zeugen. Aus der frühbyzantinischen Epoche, einer Blütezeit der Stadt, blieben Reste von vier großen Basiliken erhalten. Vor allem die ehemalige Hauptkirche, die Alte Metropolitenkirche aus dem 4./5. Jh. mit ihren übereinanderliegenden Arkaden, vermag bis heute zu beeindrucken.

Nessebar, Bulgarien

Künstlerisch und ästhetisch noch reizvoller sind die Kirchen, die in den folgenden Jahrhunderten errichtet wurden. Bei aller Zerstörung und allem Verfall: Noch heute vermag der Wechsel von weißem und braunem Naturstein mit rotem Backstein, nicht selten in wechselnden Streifen angeordnet, in seiner ästhetischen Wirkung zu überzeugen. Häufig nur zur Zierde angelegte Nischen und grafische Muster aus Backstein lockern die Fassaden der Kirchenbauten auf und geben ihnen ein lebendiges Aussehen. Verstärkt wird die Fassadenpracht vor allem durch die häufige Verwendung glasierter Keramik, die in Form von farbenfrohen Zierbändern, Näpfchen und Rosetten den Fassaden noch heute einen bei Sonnenschein strahlenden Glanz verleihen. Wandmalereien, wie sie in der Stephanoskirche zu sehen sind – über 250 Szenen blieben erhalten – demonstrieren das künstlerische Niveau des 16. Jahrhunderts.

Nessebar, Bulgarien

Doch Nessebar ist beileibe kein totes Museum vergangener Epochen. Hier leben und arbeiten Menschen, hier verbindet sich der Alltag der Gegenwart mit den steinernen Zeugen einer reichen Vergangenheit. Und wahrscheinlich ist es diese Kontinuität, die zur Attraktivität Nessebars erheblich beiträgt.





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