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Kirche von Bojana

Kirche von Bojana. Foto: von Todor Bozhinov / Тодор Божинов (own work / собствена творба) [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) oder CC-BY-SA-3.0-2.5-2.0-1.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Foto: von Todor Bozhinov / Тодор Божинов (own work / собствена творба) [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) oder CC-BY-SA-3.0-2.5-2.0-1.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Die am Fuße des Vitoschagebirges gelegene Kirche von Bojana besteht eigentlich aus drei Kirchen, die einen zusammenhängenden Komplex bilden, jedoch unterschiedlichen Jahrhunderten entstammen. Der im 19. Jh. entstandene Bau ist von geringem künstlerischen Interesse, im Zentrum der Aufmerksamkeit von Kunstexperten und Historikern stehen die beiden anderen Kirchen.

Die ältere von beiden wurde im 10 Jh. als Ziegelsteinbau errichtet, ihre einst Decken und Wände zierenden Wandmalereien sind nur in Teilen erhalten geblieben. Der regionale Feudalherrscher Sebastokrator Kalojan ließ im 13. Jh. die alte Kapelle vergrößern, indem er eine zweistöckige Kirche anfügen ließ. Geschickt wurden beide Gotteshäuser miteinander verbunden, Zeugnis für den Respekt des Stifters für die vorhergehenden Traditionen. Wie eine Inschrift belegt, wurde das Gotteshaus im Jahre 1259 vollständig ausgemalt und geweiht. Und vor allem diese Wandmalereien sind es, die die außerordentliche kulturgeschichtliche Bedeutung der Kirche von Bojana begründen.

Kirche von Bojana: Zar Konstantin und seine Gemahlin Irina.Foto: en:Architecture of the Tarnovo Artistic School, de:Kunstschule von Tarnowo, bg:Архитектура на Търновската художествена школа (Wikipedia) [Public domain], via Wikimedia Commons

Zar Konstantin und seine Gemahlin Irina

Foto: en:Architecture of the Tarnovo Artistic School, de:Kunstschule von Tarnowo, bg:Архитектура на Търновската художествена школа (Wikipedia) [Public domain], via Wikimedia Commons

Wie so oft bei mittelalterlichen Werken ist der Schöpfer der Wandmalereien nicht bekannt. Viele Kunsthistoriker gehen davon aus, dass es sich eigentlich um zwei Meister gehandelt haben muss, denen es jedoch gelungen war, ein einheitliches Werk zu erstellen. 89 Szenen mit über 240 Figuren bedecken heute Wänden und Decken, auch wenn viele der Malereien mittlerweile schwer beschädigt sind. Ohne Zweifel orientieren sich die Fresken am Kanon mittelalterlicher Malerei, wie er von der byzantinischen Kunst der damaligen Zeit bestimmt wurde. Das betrifft vor allem die Auswahl religiöser Themen und ihre Anordnung. Doch den Meistern von Bojana war es gelungen, die vorherrschenden traditionellen Formen aufzubrechen und ihre Figuren mit einem Maß an Individualität und Gegenwärtigkeit auszustatten, wie es erst sehr viel später in der Renaissance entwickelt wurde. Die biblischen Gestalten und Heiligen, die das Gros der dargestellten Personen bilden, bringen in ihren Gesten und individualisierten Gesichtszügen ein Maß an Bewegung und Bewegtheit jenseits des traditionellen Kanons zum Ausdruck, das auf eine Periode des Umbruchs hindeutet. Die dargestellten Szenen aus dem Leben Jesu und der Heiligen, unter ihnen zahlreiche „Kriegerheilige“, wurden genutzt, um allgemeine menschliche Regungen sowie die damalige Zeit betreffende Gefühle und Gedanken zu formulieren. Vor allem diese Fähigkeit ist es wohl, die auch den heutigen Betrachter nicht unbeeindruckt lässt. Deutlich zu erkennen ist dies unter anderem an der Darstellung der weltlichen Personen.

Neben dem damaligen Zaren Konstantin und seiner Gemahlin Irina, die mit dem Stifterehepaar verwandt waren, hat vor allem die Darstellung des Stifterehepaars selbst Kunstexperten begeistert. In erster Linie ist es das Porträt der Gattin Kalojans, Dessislava, das die Meisterschaft der Künstler bezeugt. Es wird allgemein als eines der vollkommensten Frauenbildnisse des Mittelalters bezeichnet. Von ähnlicher Ausdruckskraft sind die Darstellungen des Heiligen Euphremus sowie einige der Jesusgestalten.

Kirche von Bojana: Dessislava, Gattin Kalojans. Foto: Wikimedia Commons

Dessislava, Gattin Kalojans

Foto: Wikimedia Commons

Die Meister der Kirche von Bojana waren offensichtlich beeinflusst von der damaligen Ikonenmalerei, deren Sinn für Farben, Naturdarstellung, Detailtreue und Bildhaftigkeit sie auf ihre Wandmalereien übertrugen. In anderen Szenen wiederum , wie zum Beispiel in „Jesus unter den Schriftgelehrten“; zeigt sich das Anliegen der Künstler, Elemente und Details der Gegenwart in die historische Darstellung einzufügen und dadurch dem Dargestellten Gegenwärtigkeit zu verleihen.





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